Ich erinnere mich noch daran als wäre es erst gestern gewesen … ich verbrachte den Großteil meiner Freizeit damit im Web herumzustöbern und Websites zu gestalten. Eine Leidenschaft die heute zu einem nicht unbedeutenden Teil auch zu meinem Beruf zählt. Die Anfänge der ersten Website und der stetigen Weiterentwicklung des Webdesigns habe ich zu dieser Zeit gar nicht wirklich wahrgenommen. Erst heute, mit all den Smartphones, Tablets, verschiedenen Viewports undundund wird klar: Webdesign ist heutzutage ein komplexes Thema, da immer mehr Faktoren berücksichtigt werden müssen.

DIE FRÜHEN 1990ER, WO ALLES NOCH IN DEN KINDERSCHUHEN STECKTE

Aber mal ganz von vorne. Damals – um genau zu sein seit 1991 – war HTML (Hypertext Markup Language) das einzige Format, welches man zur Gestaltung von Websites kannte und nutzte. Man kann sagen, dass zu dieser Zeit der Informationsaustausch im Fokus stand, somit war es vollkommen ausreichend, dass Webseiten eher an textbasierte Dokumente erinnerten, die miteinander verknüpft waren. Demnach bestand eine Website aus einer einzigen Kolumne in der Text stand. Es gab keinerlei Elemente, die Websites einzigartig machten. Dadurch sahen alle Seiten nahezu gleich aus und hatten keinen Wiedererkennungswert.

DIE ERSTEN ANIMATIONEN – BLING, BLANG, WACKEL, WACKEL

Mitte der neunziger Jahre war es dann soweit: Animierte Bilder im GIF-Format traten ins Rampenlicht und eroberten das World Wide Web. Auch heute sind die meist kleinen bewegten Bilder noch sehr präsent, auch wenn sich das Nutzungsverhalten verändert hat. Damals waren einige Seiten regelrecht zugepflastert mit Animationen – und selbst heute findet man noch einige eingestaubte Websites, wo dies der Fall ist. Heute werden in sozialen Netzwerken viele GIFs verwendet, um Textaussagen überspitzt oder unterstreichend darzustellen. Vor allem auf der Social Media Plattform Tumblr sind GIFs noch immer sehr präsent.

Die Einführung von Flash im Jahr 1996 leitete die Ära der Homepage-Baukästen ein. Somit konnte jeder, der einen Internetzugang hatte, seine eigene Website mit Hilfe eines Webhosting Anbieters erstellen. Es gab nun erstmals die Möglichkeit Website individuell anzupassen. So konnten z.B. flashbasierte Navigationen nun erstmals die Farbe wechseln, wenn der User auf die einzelnen Links klickte.

DIE REVOLUTION HAT EINEN NAMEN: CSS

Der Durchbruch von CSS (Cascading Style Sheets) ließ alle Webdesigner aufschreien und Luftsprünge machen! Denn endlich konnte der Inhalt vom Design getrennt werden und es war möglich, verschiedene Elemente, wie Hintergrundfarbe, Textgröße etc. in der CSS-Datei anzupassen. Mit dieser Einführung wuchs der Wiedererkennungswert von Websites beachtlich. Übrigens war der Internet Explorer der erste Browser, der das CSS-Format zu 99% unterstützte.

Aber die Revolution ging noch weiter. Zu Beginn der 2000er wurde Javascript ganz groß und wurde eingesetzt, um dem Word Wide Web „Intelligenz“ einzuhauchen. Mit Javascript sind dank Funktionen viele Spielereien möglich, die es so noch nicht gab. Beliebt zu dieser Zeit waren dann auch die sogenannten Drop-Down Navigationen. Auch heute noch kennt man diese von vielen Webseiten, da sie auf intelligente Art und Weise Übersichtlichkeit schaffen und den User nicht direkt mit dem Inhalt erschlagen.

DAS WEB 2.0

Ich würde sagen, etwa zu dieser Zeit – in den späten 2000ern – begann ich mich für das Webdesign zu interessieren. Wer kennt es nicht, man sieht etwas Tolles und denkt sich „Ja, das will ich auch können.“ oder „Ja, das will ich auch haben.“! Mein Motto damals war „learning by doing“ und so habe ich damit begonnen mich in diverse Quelltexte einzulesen. Ich weiß noch ganz genau, dass damals viele Websites mit Homepage-Baukästen gebaut wurden sind und es eine große Community in Foren gab, die sich untereinander bei Problemen halfen. So startete auch mein Weg mit diversen Homepage-Baukästen, wie z.B. oyla, bplaced …

Schon damals schaute man zu den „Großen“ der „Szene“ auf, die in der Lage waren alles selbst zu programmieren und sich von der großen Masse abheben konnten. Im Laufe der Zeit war das Baukastenprinzip überholt und wurde von der Community immer mehr belächelt.

Die Interaktion stand zu dieser Zeit sehr im Fokus. Basierend auf dieser Entwicklung fanden viele eingebundene Videos und Blogartikel ihren Weg auf Websites und mit zunehmender Begeisterung für den nun möglichen zwischenmenschlichen Austausch entstanden diverse Social Media Plattformen, die auch heute noch mit wachsender Begeisterung genutzt werden.

WEB GOES MOBILE

In der heutigen Zeit haben wir viele Features, die wir einbinden können und die Komplexität einer Website steigt gefühlt von Jahr zu Jahr. Von starren Layouts hat sich der Großteil bereits verabschiedet und responsive Design ist zum Standard geworden. Zusätzlich legen die Webdesigner nun Ihren Fokus auf die User Experience – eine Website muss vom User verstanden werden und man setzt dazu auf Altbewährtes: im Vergleich zu damals kann man sagen, dass mit dem Umschwung hin zu mobilen Endgeräten etc. viele Websites ihren Wiedererkennungswert wieder verloren haben. Es spricht nichts dagegen mit Templates zu arbeiten, allerdings sollte weiterhin darauf geachtet werden, dass das äußere Erscheinungsbild eines Unternehmens im Web eigenständig bleibt und nicht dem von 1000 anderen gleicht.

Aufgrund der verschiedenen und vor allem flexiblen Viewports ist das Programmieren einer Website, die auf allen Endgeräten perfekt aussieht, mit einem großen Aufwand verbunden. Da hatte man es damals definitiv einfacher, als man sich nur auf eine Standardgröße beschränkt hat.

Interessanterweise boomt der Markt der Homepage-Baukästen wieder. Ob im Fernsehen, auf Social Media Kanälen oder irgendwo anders im Internet. Überall ist Werbung zu sehen, die einem nur eins vermittelt: Eine tolle Homepage kann jeder „basteln“. Ganz einfach. Ganz schnell und ganz ohne Programmierkenntnisse! Natürlich kann Lieschen Müller sich selbst eine Homepage aufbauen, allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass es X Websites gibt, die genauso aussehen. Der Einheitsbrei lässt also grüßen! Letztendlich kann man sagen, dass die Entwicklung des Webdesigns eine aufregende Zeit war und immer noch ist. Seit einigen Jahren gibt es Websites, die versuchen, die Trends des Folgejahres zu deuten. Mit den digitalen Medien wird es auf jeden Fall nicht langweilig und ich denke, es werden noch einige Umschwünge folgen. Wie diese Umschwünge aussehen werden, lässt sich meiner Meinung nach noch nicht sagen, aber ich bin gespannt.